Was sind die Vorteile von Snapchat für Unternehmen?

Sinnloses Hin- und Herschicken von Bildern mit merkwürdigen Filtern? Und warum sammeln User:innen imaginäre Flammen? Bei älteren Generationen stößt Snapchat häufig auf Unverständnis. Aber was unterscheidet Snapchat von anderen Social-Media-Plattformen? Und ist es für Unternehmen sinnvoll, die Messenger App ähnlich wie Instagram in die Marketingstrategie miteinzubeziehen?

 

Eins steht fest: Die Snapchat-Nutzer:innen von heute sind die Konsument:innen von heute und morgen. Denn die kostenlose App, von der auch eine Premium-Version erhältlich ist, wird hauptsächlich von Jugendlichen und jungen Erwachsenen bis 25, inklusive mir, genutzt. Zur Einordnung: Ich bin Marie, 20 Jahre alt, Mitglied der Generation Z und somit mit Social Media aufgewachsen. Ich nutze die App hauptsächlich, um mich mit Freund:innen auszutauschen. Denn snappen ist oft einfacher, um mit Personen in Kontakt zu bleiben, die ich beispielsweise aufgrund der Entfernung nur selten sehe. Für meine Generation sind nämlich nicht zwingend Worte notwendig, um den Kontakt aufrechtzuerhalten, Bilder reichen völlig aus.

Wer nutzt Snapchat?

Circa 15 Millionen Deutsche nutzen die App regelmäßig. Weltweit kommt Snapchat auf ungefähr 400 Millionen Nutzer:innen, Tendenz steigend. Davon sind 56 Prozent weiblich. 66 Prozent der 16- bis 19-Jährigen sowie 61 Prozent der 20- bis 29-Jährigen nutzen die App und bilden somit den größten Anteil der Nutzer:innen, was zusätzlich bestätigt, dass eher jüngere Menschen auf der App aktiv sind.

Wie wird Snapchat genutzt?

Was mir an Snapchat gefällt, ist die Memory-Funktion. Sobald User:innen die App mindestens ein Jahr nutzen und regelmäßig Bilder speichern, erhalten sie immer einen Rückblick von Schnappschüssen, die heute vor x Jahren aufgenommen wurden. Unter anderem gibt es auch am Ende eines Monats oder Jahres einen jeweiligen Rückblick mit allen Foto- und Videodateien, die in dem jeweiligen Zeitraum auf Snapchat gespeichert wurden. Ich nutze die App seit 2015 und ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass ich mich nicht verändert hätte. Oder zu sehen, welche Ausflüge ich vor Jahren gemacht habe, weckt schöne Erinnerungen. Etwas, das im stressigen Alltag irgendwie schnell vergessen wird, was aber durch Snapchat zurück ins Gedächtnis gerufen werden kann. Denn wer stöbert schon regelmäßig in seiner Galerie auf dem Handy und gräbt Gruppenbilder einer Wanderung aus? Mit Snapchat geschieht das ohne jeglichen Aufwand. Einfach die App öffnen und den Rückblick genießen.

 

Jedoch bietet Snapchat weit mehr als nur die Memory-Funktion. Die App fungiert als Messenger, der vorrangig auf Bildern und Videos basiert. Sobald zwei Nutzer:innen mindestens drei Tage lang gegenseitig Bilder hin- und herschicken, erscheinen Flammen neben ihren Namen in der Kontaktliste. Diese Flammen repräsentieren die Anzahl der aufeinanderfolgenden Tage des Austauschs. Neben dieser Funktion nutzen die User:innen auch Storys, Filter und die Snap Map, die im Folgenden näher erläutert werden.

Aber wie können Unternehmen Snapchat zu ihren Gunsten nutzen?

Durch das bloße Versenden von Bildern und Videos, die nach wenigen Sekunden wieder verschwinden und nur einmalig anzusehen sind, kommen Unternehmen in Sachen Werbung nicht weit. Jedoch habt ihr mehrere Möglichkeiten, über Snapchat auf euch aufmerksam zu machen.

Um auf der Messenger App überhaupt als Unternehmen agieren zu können, braucht ihr einen Unternehmens-Account. Diese haben den Vorteil, dass sie mehr Möglichkeiten hinsichtlich Werbung auf der Social-Media-Plattform bieten. Dabei könnt ihr den Unternehmens-Kanal auf unterschiedliche Weise mit Leben füllen:

Die Screenshots zeigen den Aufbau eines Unternehmens-Accounts. Links in der Navigation seht ihr eine Übersicht der Storys. In der Mitte befindet sich Spotlight. Diese Funktion beinhaltet kurze Videos, wie auf TikTok oder im Instagram Reels Feed. Rechts davon sind die Linsen bzw. Filter zu finden.

1. Storys: Als Unternehmen könnt ihr, genau wie Privatpersonen, Storys posten. Das funktioniert sehr ähnlich, wie wir es bereits von Instagram kennen. Abonnieren User:innen also ein Unternehmen, werden mir die Storys neben anderen öffentlichen Profilen, beispielsweise neben Promis, die ich abonniert habe, in der Story-Leiste angezeigt. Diese sind für jeweils 24 Stunden sichtbar. Ein Unternehmen kann entweder direkt über die Suche oder bei den Storys, durch Vorschläge eher zufällig entdeckt und abonniert werden.

2. Lenses: Zudem besteht für Unternehmen die Möglichkeit, eigene Lenses zu erstellen. Das sind Filter, die virtuell wie eine Maske über das Gesicht gelegt werden. Diese Filter wurden von Snapchat entwickelt und sollen User:innen dazu anregen, kreativ, lustig und interaktiv zu werden, wie zum Beispiel mit dem allseits bekannten Hundefilter (Bild). Bei einer anderen Linse wird das Gesicht verzerrt oder es legt sich Make-up über das eigene Antlitz. Die Erstellung eines eigenen Filters hängt stark vom Budget eines Unternehmens ab, da aufgrund der Komplexität von Lenses oft ein externer Dienstleister mit der notwendigen Fachkenntnis beauftragt werden muss. Deshalb überrascht es nicht, dass vor allem große Unternehmen Gebrauch von dieser Funktion machen. Wer erinnert sich noch an die Fanta-Werbung „Snap sie dir!“ mit Julien Bam, bei der 2017 die gelben Dosen gesnapt werden mussten? 

3. Snap Map: Für Unternehmen könnte außerdem die Snap Map interessant sein. Auf der Landkarte Snapchats können Freund:innen der User:innen ihren Standort teilen. Auch Unternehmensprofile werden dort automatisch angezeigt , wodurch Nutzer:innen unaufdringlich und auf einfachstem Weg auf Unternehmen aufmerksam gemacht werden können. Befindet sich beispielsweise eine Person, die ich auf Snapchat geaddet habe, in der Nähe oder bei einem Unternehmen (z.B. ein Modegeschäft), kann ich bei Interesse auf den Standort des Unternehmens klicken und gelange dadurch zum Unternehmensprofil.

4. Geofilter: Passend zur Snap Map gibt es gesponserte Geofilter. Wenn User:innen ihren Standort teilen, werden ihnen dann, wenn von den Unternehmen eingerichtet (und bezahlt), die Geofilter der nahegelegenen Firmen angezeigt. Dieser beinhaltet den Namen und den Ort des Unternehmens. Verschicke ich also einen Snap samt Geofilter, mache ich, egal ob bewusst oder unbewusst, Werbung für das jeweilige Unternehmen. Diese Unternehmen können auch auf der Snap Map angesehen werden. Dadurch können beispielsweise lokale Kunden z.B. in eine Filiale gelockt werden.

 

Hier ein Beispiel: Das Bild zeigt den Geofilter der Rettungswache 4 des DRK Stuttgart. Wenn ich auf den grünen Button klicke, gelange ich zum Unternehmensprofil der Rettungswache in Stuttgart. Dieses enthält die Adresse, einschließlich Entfernung zum aktuellen Standort, die Telefonnummer sowie einen Link zur Website.

5. Social Ads: Aber auch klassische Ads sind ein beliebtes Mittel. Die Werbevideos, die lediglich zwischen verschiedenen Snapchat Storys auftauchen, sind maximal 10 Sekunden lang und enthalten einen Link, der zur Webseite führt, sowie einen Verweis auf den Unternehmens-Account. Die Ads erscheinen im klassischen Snapchat-Format.

Für wen lohnt es sich, in einen Snapchat-Account zu investieren?

Ein Snapchat-Account ist allerdings nicht für jedes Unternehmen ein Muss. Denn große und bereits erfolgreiche Unternehmen benötigen nicht zwingend Aufmerksamkeit via Snapchat, haben aber wiederum einen Budgetvorteil. Zudem können sie sich mit einem gut aufgestellten Snapchat-Account nahbarer machen und ihre Social-Media-Präsenz ausbauen. Allerdings ist zu beachten, dass fast ausschließlich die Generation Z angesprochen wird und Werbung für Produkte oder Dienstleistungen eines Unternehmens fast ausschließlich eine sehr junge Zielgruppe erreicht. Start-ups und kleinere Unternehmen, die nicht die Möglichkeit haben, mit eigenentwickelten Lenses zu punkten, haben aber wiederum aufgrund des Standorts auf der Snap Map die Chance, entdeckt zu werden. Zudem herrscht auf Snapchat weniger Konkurrenzkampf, da die meisten Unternehmen nicht primär auf die Plattform setzen.

Wie schafft man es, einen erfolgreichen Unternehmensaccount zu führen?

Der Content sollte auf jeden Fall relevant sein. Das bloße Reposten der eigenen Instagram Storys auf dem Snapchat-Account ist daher wenig empfehlenswert. Anstelle davon sind exklusive Einblicke hinter die Kulissen auf Snapchat für alle Abonnent:innen spannend. Oder Sonderaktionen, die zum Beispiel Rabattcodes oder Gewinnspiele enthalten.  

 

Die Interaktion mit Follower:innen macht das Unternehmen nahbar und führt zu einem Gefühl der Wertschätzung. Das Wichtigste auf Snapchat ist, authentisch zu kommunizieren, da anders als bei den meisten sozialen Netzwerken nicht die Perfektion, sondern die Echtheit und Nahbarkeit im Mittelpunkt stehen, was ganz im Sinne der Generation Z ist. Trotzdem ist der Spagat zu einem professionellem Auftritt natürlich sehr wichtig. 

Lohnt es sich, in Snapchat zu investieren?

Meiner Meinung nach ist es für das Unternehmen zunächst einmal wichtig, festzulegen, welche Ziele mit Social Media erreicht werden sollen. Snapchat als alleinige Social Media Plattform zu nutzen, ist dabei eher weniger sinnvoll. Denn anders als bei anderen Plattformen bekommt man so gut wie gar kein Feedback, da es weder eine Like- noch eine Kommentarfunktion gibt. Als Ergänzung zu Instagram & Co. ist die Messenger App jedoch sicherlich keine schlechte Idee. Denn ein exklusiver Einblick hinter die Kulissen ist immer interessant. Ist man jedoch mit seinem Unternehmen noch nicht breit auf Social Media aufgestellt, würde ich erstmal abwarten, bis Instagram und/oder Facebook gut integriert sind. Denn dann habt ihr die Möglichkeit, über diese sozialen Netzwerke auf Snapchat aufmerksam zu machen, da es auf Instagram oder Facebook einfacher ist, Follower:innen zu generieren.

 

Autorin: Marie Eberle